Anwaltsrichter
RA Prof. Dr. Johannes Weberling antwortet

RA Prof. Dr. Johannes Weberling

Der Berliner Rechtsanwalt Prof. Dr. Johannes Weberling arbeitet im Medien- und Arbeitsrecht sowie im Stasi-Unterlagen-Recht. Von 1992 bis 1996 war er Leiter Personal und Recht der Berliner Zeitung und des Berliner Kurier. Er ist Initiator des 2001 gegründeten Studien- und Forschungsschwerpunkts Medienrecht an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und seit 2005 Honorarprofessor für Medienrecht an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) sowie seit 2007 Koordinator des dortigen Schwerpunktbereichs 7 Medienrecht. Der Präsident des Kammergerichts hat RA Prof. Dr. Weberling Ende 2020 zum Anwaltsrichter ernannt.

 

Warum sind Sie Rechtsanwalt geworden?

Eigentlich wollte ich Geschichte studieren. Das war jedenfalls damals eine eher brotlose Kunst, sofern man nicht Lehrer oder Wissenschaftler werden wollte. Dann habe ich mich für Jura wegen der rechts- und verfassungsgeschichtlichen Aspekte entschieden. Schließlich wurde es im Doppelstudium Jura und Geschichte. Ich habe Jura mit den Staatsexamina und Geschichte mit dem Dr. phil. abgeschlossen.

 

Ihre Vorbilder in der Anwaltschaft?

Joachim von Strobl-Albeg, Klaus Mathy, Alfred Apfel.

 

Welche drei Eigenschaften sollte eine gute Rechtsanwältin oder ein guter Rechtsanwalt haben?

Der gute Rechtsanwalt (m/w/d) sollte aufbauend auf einem fundierten Wissen wach und eloquent sein, ertragen können 2. Sieger zu sein und ständig versuchen, seine Argumente besser zu machen, um (doch noch) zu gewinnen.

 

Wem empfehlen Sie, den Anwaltsberuf zu ergreifen?

Allen Menschen, denen aufbauend auf einer fundierten Bildung am Funktionieren des Staates etwas liegt und ihn durch die eigene Arbeit ein klein wenig besser machen wollen.

 

Welche berufsrechtlichen Vorschriften für die Anwaltschaft halten Sie für notwendig oder aber für überflüssig?

Die Umgehung eines Gegenanwalts ist ein Unding! Ein Versäumnisurteil sollte man dann ohne Sorge beantragen können, wenn der eigene Mandant es möchte.

 

Worum geht es Ihnen bei Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in nächster Zeit?

Ich möchte dazu beitragen, dass im Anwaltsgericht gerechte Urteile gefällt werden und damit diese wichtige Einrichtung der Anwaltschaft stärken.

 

Was war Ihr Beweggrund für dieses Ehrenamt?

Niemand sollte auf den Kollegen oder die Kollegin verweisen. Wir haben alle wenig Zeit. Wenn jeder wenigstens einen kleinen Beitrag für das Gemeinwesen leistet, wozu nicht zuletzt die Selbstverwaltung der Anwaltschaft gehört, dann ist uns allen geholfen.

 

Wieviel Zeit benötigen Sie für diese Aufgabe?

Das weiß ich noch nicht. Ich habe ja erst gerade angefangen.

 

Wofür fehlt der Anwaltschaft die Zeit?

Zur unerlässlichen kontinuierlichen Fortbildung und zum regelmäßigen Sport (mens sana in corpore sano).

 

Nutzen Sie soziale Netzwerke?

Ja, um nicht nur zu theoretisieren, sondern um sie praktisch zu kennen, zu erleben und zu verstehen. Das ist bei meiner Spezialisierung (Medien- und Arbeitsrecht) unerlässlich. Wie soll ich sonst mit meinen Mandanten auf Augenhöhe diskutieren.

 

Was macht Sie wütend?

Kollegen (und Kolleginnen), die lügen, also wider besserem Wissen die Unwahrheit sagen.

 

Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen und mit welchem Titel versehen?

Ich will nicht arrogant sein, aber das Buch, das mir wirklich wichtig ist, habe ich geschrieben und jetzt Mühe genug, es auf dem aktuellen Stand zu halten.

 

Welche Veränderungen im Berufsalltag schätzen Sie besonders?

Es bleibt immer spannend. Jeder Tag kann eine neue juristische Herausforderung bringen, die neu ist.

 

Mit wem würden Sie gerne einen Tag die Rolle tauschen?

Mit Papst Franziskus, um an diesem Tag das Priesteramt für Frauen öffnen zu können.

 

Haben Männer es in ihrem Beruf leichter als Frauen?

Nicht wirklich. Die Zeiten, in denen es geschlechtspezifische Nachteile gab, sind schon einige Jahre vorbei. Der Rest ist eine Frage des Selbstbewusstseins und des Rückgrats. Beides benötigen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte gleichermaßen.

 

Welche Stärken und welche Schwächen haben Sie?

Ich bin weitgehend gelassen, wenn es sein muss, kann mich aber wahnsinnig aufregen, wenn gelogen wird.

 

Ihr größter Flop?

Der Versuch, bei den Meisterschaften meiner Schule Ruhm und Ehre im Weitsprung zu ernten. Ein Desaster.

 

Was lesen / hören / schauen Sie morgens als erstes?

Die Schlagzeilen der von uns abonnierten Tageszeitungen.

 

Ihr liebstes Hobby?

Rudern im Berliner Ruderclub.

 

Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?

Ich würde, bei aller Freundschaft, bei den wesentlichen Eckpunkten einer Zusammenarbeit nicht auf den kaufmännischen Handschlag vertrauen, sondern sie schriftlich fixieren.

 

Welcher Rat hat Ihnen auf Ihrem Berufsweg besonders geholfen?

Wenn Du einen Prozess verlierst, hast Du ihn verloren, weil Du den Richter nicht von Deiner Rechtsauffassung überzeugt hast (Zitat meines Anwaltsausbilders im Referendariat)

Kammerton 03-2021