RA Dr. Marcel Klugmann, Präsidiumsmitglied der RAK, antwortet
Dr. Marcel Klugmann berät bei CMS Hasche Sigle im Bereich Compliance und im Berufs- und Haftungsrecht der Freien Berufe. Er fungiert zudem als HR Director sowie General Counsel & Chief Compliance Officer bei CMS. Er ist Mitglied des Vorstandes der Rechtsanwaltskammer Berlin seit 2017. Seit März 2021 ist er Abteilungsvorsitzender der Abteilung I des Kammervorstandes, die auch für die Fachanwaltschaften und die Geldwäscheaufsicht zuständig ist.
Warum sind Sie Rechtsanwalt geworden?
Ich hatte die Gelegenheit, nach dem Zweiten Staatsexamen als deutscher Anwalt in London zu arbeiten – diese Gelegenheit habe ich ergriffen und bin dann „dabeigeblieben“.
Ihre Vorbilder in der Anwaltschaft?
Keine reale Person – als Anwaltsbild gefällt mir der „Trusted Advisor“, also ein vertrauter Berater (m/w/d) für alle Belange des Mandanten zu sein.
Welche drei Eigenschaften sollte eine gute Rechtsanwältin oder ein guter Rechtsanwalt haben?
Integrität, fachliche Qualität, Kommunikationsfähigkeit.
Wem empfehlen Sie, den Anwaltsberuf zu ergreifen?
Denjenigen, die Lust an rechtsgestaltender Tätigkeit haben und/oder denen das Korsett des Öffentlichen Dienstes zu eng ist.
Welche berufsrechtlichen Vorschriften für die Anwaltschaft halten Sie für notwendig oder aber für überflüssig?
Alle „core values“ des § 43a BRAO sind notwendig, für entbehrlich halte ich dagegen im Zeitalter der Digitalisierung die enge Auslegung der Vorschriften zur Kanzleipflicht. Auch geht die jüngste Lockerung des Erfolgshonorars nicht weit genug.
Worum geht es Ihnen bei Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in nächster Zeit?
Ich finde es spannend, daran mitzuarbeiten, die große BRAO-Reform, die am 1. August 2022 in Kraft treten wird, in den Kammeralltag „zu übersetzen“ – insbesondere die künftige Regulierung der Berufsausübungsgesellschaften interessiert mich.
Was war Ihr Beweggrund für dieses Ehrenamt?
Im Kammervorstand müssen die verschiedensten Ausprägungen des Anwaltsberufes zusammenkommen und miteinander arbeiten. Das empfinde ich als bereichernd. Als ich 2017 erstmals zur Wahl antrat, musste aus meiner Sicht die Perspektive größerer, wirtschaftsberatender Kanzleien gestärkt werden.
Wieviel Zeit benötigen Sie für diese Aufgabe?
Im Durchschnitt, wenn man Sitzungen und Aktenarbeit zusammenzählt, sicherlich 4-6 Stunden pro Woche.
Wofür fehlt der Anwaltschaft die Zeit?
Im Tagesgeschäft – auch im rechtspolitischen – fehlt die Zeit für eine vertiefte Standortbestimmung zur Frage: Was zeichnet die Anwaltschaft gegenüber sonstigen Rechtsdienstleistern aus?
Nutzen Sie soziale Netzwerke?
Ein klares „nein“ – ich beschränke mich hier bewusst, um Zeit zu gewinnen.
Was macht Sie wütend?
Ob in Politik, Pandemie oder Beruf: Scheinbar einfache Antworten auf komplexe Fragestellungen.
Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen und mit welchem Titel versehen?
Ich glaube, es ist bereits genug geschrieben worden, die Welt erwartet kein Werk von mir.
Welche Veränderungen im Berufsalltag schätzen Sie besonders?
Die mit der Digitalisierung verbundene direktere, schnellere Kommunikation.
Mit wem würden Sie gerne einen Tag die Rolle tauschen?
An Neujahr mit dem Dirigenten der Wiener Philharmoniker beim Neujahrskonzert.
Haben Männer es in ihrem Beruf leichter als Frauen?
Wenn man die Statistik sieht, wonach mehr Männer als Frauen anwaltlich tätig sind, wohingegen das Bild in Justiz und Verwaltung, aber auch in der Juristenausbildung ein anderes ist, ist das wohl noch so.
Welche Stärken und welche Schwächen haben Sie?
Ich glaube und hoffe, dass diejenigen, die mit mir arbeiten, mich als verlässlich empfinden. Zu den Schwächen: Ich nehme an, Sie meinen nicht die Schwäche für Marzipan…?
Ihr größter Flop?
Der kläglich gescheiterte Versuch, segeln zu lernen. War nicht mein Ding.
Was lesen / hören / schauen Sie morgens als erstes?
Den „Tagesspiegel“ – ganz klassisch als Printausgabe beim Frühstück.
Ihr liebstes Hobby?
Musik hören und Skifahren.
Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?
Rückblickend sicher einige, aber am Ende hat es sich immer gefügt.
Welcher Rat hat Ihnen auf Ihrem Berufsweg besonders geholfen?
Ein Ausbilder im Referendariat empfahl, im juristischen Beruf nach dem Motto „suaviter in modo, fortiter in re“ zu agieren. Resolut in der Sache, aber verbindlich im Ton zu sein, hat sich als guter Rat erwiesen.