RAin Diana Blum, neue Vorsitzende der Abteilung V, antwortet

Rechtsanwältin Diana Blum

Rechtsanwältin Diana Blum ist seit 2004 in Berlin zur Anwaltschaft zugelassen. Sie ist Fachanwältin für Strafrecht und hat sich spezialisiert auf Strafvollstreckung, Strafvollzug und Maßregelvollzug. Im März 2013 wurde sie in den Vorstand der RAK Berlin gewählt. Seit März 2021 ist sie Vorsitzende der Abteilung V.

 

Warum sind Sie Rechtsanwältin geworden?

Wie so oft im Leben war es Zufall: Mir ist im Urlaub das Lehrbuch zum Allgemeinen Schuldrecht von Brox in die Hände gefallen, und ich habe es am Strand bis zu Ende gelesen. Da wusste ich, das will ich machen. Ich habe mein bisheriges (Sprachen)Studium abgebrochen und ein Jurastudium begonnen. Anwältin wurde ich dann, weil ich mir nach vielen Jahren Nebentätigkeiten während meines Studiums in verschiedenen Kanzleien keinen anderen juristischen Beruf vorstellen konnte.

 

Ihre Vorbilder in der Anwaltschaft?

Da gibt es einige. Am meisten beeindruckt es mich, wenn es Kollegen auf leise, sachliche und unaufgeregte, aber trotzdem eloquente Art schaffen, die Rechtsposition ihres Mandanten zu vertreten und im besten Fall auch durchzusetzen.

 

Welche drei Eigenschaften sollte eine gute Rechtsanwältin oder ein guter Rechtsanwalt haben?

Die Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Es gibt so viele verschiedene Arten als Rechtsanwalt tätig zu sein, und zu den verschiedensten Aufgaben passen die verschiedensten Fähigkeiten; wenn man weiß, wo die eigenen Stärken liegen, wird man seinen Platz finden.

Aber grundsätzlich sollte wohl eine Bereitschaft bestehen, die verschiedenen Seiten einer Medaille sehen zu können und großzügig mit den Schwächen anderer Menschen umzugehen, sowie ein gewisser Hang zur Präzision. Auch eine ordentliche Portion gesunder Menschenverstand und Pragmatismus kann nicht schaden.

 

Wem empfehlen Sie, den Anwaltsberuf zu ergreifen?

Auch das ist eine schwierige Frage. Kaum eine andere juristische Arbeit ist wohl so nah dran am Menschen, wie die des Anwalts. Man sollte also den Umgang mit Menschen schon mögen. Außerdem sollte man die Fähigkeit und den Willen haben, sich auf viele verschieden Typen von Leuten und Situationen einzulassen. Und jedenfalls in manchen Bereichen sollte man nicht zu dünnfellig sein.

 

Welche berufsrechtlichen Vorschriften für die Anwaltschaft halten Sie für notwendig oder aber für überflüssig?

Eine der wichtigsten Vorschriften für mich ist tatsächlich nach wie vor die Pflicht zur Verschwiegenheit. Nur auf Grund dieser Vorschrift können wir unseren Beruf so ausüben, wie wir ihn ausüben. Er ist die Grundlage für das Vertrauen, das uns die Mandanten entgegenbringen müssen. Vertrauen wiederum ist notwendig, um die Interessen der Mandanten bestmöglich vertreten zu können.

 

Worum geht es Ihnen bei Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in nächster Zeit?

Im Bereich des Strafrechts und des Strafprozessrechts sind Gesetzesänderungen derzeit sehr populär; und mit Gesetzesänderungen sind dabei zumeist Verschärfungen zu Lasten von Beschuldigten und Einschränkungen von Verfahrensrechten gemeint.  Viele dieser Änderungen entspringen eher einem Aktionismus als einer tatsächlichen Notwendigkeit. Damit werde ich mich ganz sicher beschäftigen und auseinandersetzen.

 

Was war Ihr Beweggrund für dieses Ehrenamt?

Auch bei der erstmaligen Übernahme dieses Ehrenamtes vor 8 Jahren war es wieder einmal der Zufall. Ich wurde damals gefragt, ob ich nicht kandieren wollte; mir selbst wäre der Gedanke nie gekommen. Ich ließ mich aber überzeugen, wurde tatsächlich gewählt und fand die Arbeit im Vorstand überraschend interessant und bereichernd. Durch die nahezu tägliche Arbeit mit den Akten bleibt man immer nah dran am Berufsrecht und lernt hier ständig dazu, ebenso wie durch die Begleitung der verschiedensten Gesetzgebungsvorhaben. Mir persönlich gefällt auch, dass ich durch den Kontakt mit den Vorstandskollegen, die ja alle aus ganz unterschiedlichen beruflichen Umfeldern kommen, ein wenig aus meiner Strafrechts-Blase herauskomme; da wird der Blick ja manchmal schon etwas eingeengt.

 

Wieviel Zeit benötigen Sie für diese Aufgabe?

Das ist tatsächlich sehr unterschiedlich, weil es auch viele unterschiedliche Tätigkeiten gibt, die nicht immer gleichzeitig anfallen. Aber es gibt wohl keine Woche, in der ich nicht für mindestens eine Stunde mit der Kammerarbeit beschäftigt bin.

 

Wofür fehlt der Anwaltschaft die Zeit?

Das vermag ich nicht zu beantworten. Es liegt wohl an jedem Einzelnen, sich die Zeit für das zu nehmen, was ihm wichtig ist. Mir fehlt derzeit leider die Zeit, um Rechnungen zu schreiben. Das muss ich dringend ändern.

 

Nutzen Sie soziale Netzwerke?

Ich bin ein bisschen auf Twitter unterwegs. Es ist schon spannend, auf welche angenehme, niedrigschwellige und humorvolle Weise man dort von Zeit zu Zeit mit den Spielern der „Gegenseite“, den Richtern, der Staatsanwaltschaft, der Polizei, ins Gespräch kommt. Häufig frage ich mich aber auch, woher andere Kollegen die Zeit nehmen, dort so häufig Sachen zu posten.

 

Was macht Sie wütend?

Nicht sonderlich viel – Wut ist kein guter Ratgeber. Aber es gibt schon das eine oder andere, über das ich mich sehr ärgere. Aktuell z.B. über die schlechte Ausstattung der Maßregelvollzugskliniken. Dort werden Straftäter untergebracht, die aufgrund einer Erkrankung nicht oder nur beschränkt schuldfähig sind und deren Erkrankung behandelt werden soll, um ihre Gefährlichkeit zu beseitigen. Eine Reihe dieser Patienten wird aber seit Monaten nicht mehr behandelt, weil es viel zu wenig Ärzte und Psychologen für viel zu viele Patienten gibt. Alle kennen das Problem, keiner kann oder will es lösen. Und die untergebrachten Menschen bezahlen diese Fehlplanung Tag für Tag mit ihrer Freiheit.

 

Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen und mit welchem Titel versehen?

Schon dreimal hatte ich vor ein Buch zu schreiben. Immer ist mir jemand mit dem gleichen Thema zuvorgekommen. Für mich war’s das!

 

Mit wem würden Sie gerne einen Tag die Rolle tauschen?

Vielleicht wäre ich gerne einen Tag mal Saalwachtmeister. Einfach nur zuschauen beim Prozess, ohne selber handeln zu müssen oder Verantwortung zu tragen. Aber nein, eigentlich fällt mir dazu nichts ein, ich bin so zufrieden, wie es ist. Ich möchte mit niemanden tauschen.

 

Haben Männer es in ihrem Beruf leichter als Frauen?

Man hört das immer wieder aus belastbaren Quellen, vermutlich ist das also so. Ich persönlich habe es aber auch im Beruf nie als Nachteil empfunden eine Frau zu sein.

 

Welche Stärken und welche Schwächen haben Sie?

Ich glaube, dass ich beides – meine Stärken und meine Schwächen – ziemlich genau kenne. Aber ich finde, es gehört sich nicht, das hier auszubreiten. Entsprechende persönliche Anfragen von interessierten Lesern würde ich aber beantworten!

 

Ihr größter Flop?

Klar, habe ich manchen Fehler gemacht, habe falsche Entscheidungen getroffen; auch einige Sachen, die mir später vielleicht peinlich waren. An einen richtigen echten Flop kann ich mich aber –  glücklicherweise – nicht erinnern. Man muss wohl auch einfach akzeptieren, dass man nicht immer alles richtig machen kann; dass Fehler zwangsläufig sind. Das macht das Leben um einiges leichter.

 

Was lesen / hören / schauen Sie morgens als erstes?

Kurzer Blick auf den Nachrichten-Feed auf dem Handy und dann – nach dem Aufstehen – radioeins.

 

Ihr liebstes Hobby?

Musik, Singen, Klavierspielen

 

Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?

Es ist gut so wie es ist, alles hat sich gefügt.

 

Welcher Rat hat Ihnen auf Ihrem Berufsweg besonders geholfen?

Ich kann mich nicht erinnern, wegweisende Ratschläge bekommen zu haben.

Ich bin aber sehr, sehr froh darüber, dass unsere Vizepräsidentin damals versucht hat, mich zu der Kandidatur zum Vorstand zu überzeugen und dass ich mich habe überzeugen lassen!

Kammerton 05-2021