Erste Freisprechungsfeier für die Azubis nach der Corona-Pandemie

„Es ist ein festlicher Rahmen“, stellte ein stolzer Vater fest, nachdem seine Tochter das Abschlusszeugnis in Empfang genommen hatte. Im Hans-Litten-Haus, dem Sitz der Rechtsanwaltskammer Berlin, fand am 29. Januar 2023 die Freisprechungsfeier der neuen Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten (ReFa und ReNoFa) statt. Es war die erste Veranstaltung dieser Art nach zweijähriger Unterbrechung aufgrund der Corona-Pandemie.

Als erster Redner gratulierter Michael Brunner-Ovadia vom Landesverband RENO Berlin-Brandenburg e.V. den neuen Fachkräften und verwies auf das Erfordernis stetiger Fortbildung im Beruf. Er blickte an diesem Tag über den Beruf hinaus: „Genießen Sie das Leben!“ – Die Großstadt Berlin habe auf allen Feldern eine Menge zu bieten. – Dörte Zimmermann, Vizepräsidentin der Notarkammer, würdigte den Weg der Absolventinnen und Absolventen in den Ausbildungsjahren.

Rechtsanwältin und Notarin Dörte Zimmermann, Vizepräsidentin der Notarkamnmer Berlin

Der Übergang von Schule zum Beruf sei ein Erwachsenwerden, plötzlich sei man Teil eines Kollegiums und mache Erfahrungen mit Hierarchien. Zudem sei die Ausbildung nahezu vollständig in die Corona-Zeit gefallen.

Studiendirektorin Anja Meyer-Heidemann erinnerte an die Rolle der ReFa und ReNoFa als wichtiger Teil des Rechtswesens und sprach allen an der Ausbildung Beteiligten ihren Dank aus: Eltern, Ehepartnern und Lebensgefährten, weiteren Angehörigen und Freunden, aber auch den Lehrkräften der Hans-Litten-Schule und den Mitgliedern der Prüfungsausschüsse. Sie ermunterte die neuen Fachkräfte, im weiteren Lebensweg für die Werte der Schule einzutreten, insbesondere gegen Diskriminierung und Rassismus.

Der Berufsbildungsbeauftragte der Rechtsanwaltskammer, André Feske, riet den neuen ReFa und ReNoFa, im Beruf die eigenen Sichtweisen einzubringen und das Gespräch zu suchen, wenn eigene Lebensumstände sich änderten – etwa wenn es um einen Pflegefall in der Familie gehe oder um Änderungen bei der Elternzeit.

Rechtsanwalt André Feske, Präsidiumsmitglied der Rechtsanwaltskammer Berlin und Ausbildungsbeauftragter

Nur wenn diese Bedürfnisse berücksichtigt würden, könne man seine Arbeit wie gewünscht ausführen – als eine Stütze der Gesellschaft. Angesichts der sich stets wandelnden Berufswelt riet Feske, eigene Netzwerke zu pflegen. Es sei gut, einen „Telefonjoker“ außerhalb der Kanzlei zu kennen, den man um Rat fragen könne, wenn Eile geboten sei.

Es folgte als Höhepunkt die offizielle Freisprechung. Dieses Ritual stammt aus der Zeit der Zünfte, als der Lehrling in einem engen Verhältnis zu seinem allmächtigen Meister stand. Mit der Freisprechung schied der Geselle aus dem Familienverband des Meisters aus.

 

 

Fotos: RA Dr. Linde

Kammerton 03-2023