Die neue Schlichterin, Frau Elisabeth Mette, antwortet

Elisabeth Mette

Elisabeth Mette ist seit dem 15. Juli 2020 Schlichterin der Schlichtungsstelle der Rechtsanwaltschaft. Sie war Präsidentin des Bayerischen Landessozialgerichts und Richterin am Bayerischen Verfassungsgerichtshof.

 

Warum sind Sie Richterin geworden?

Weil mich die Autorität dieses Amts mit seiner Unabhängigkeit angezogen hat.

 

Ihre Vorbilder in der Richterschaft?

Zu Beginn meiner Laufbahn in der noch jungen Sozialgerichtsbarkeit fand ein Generationenwechsel statt und es wurde ein neues Selbstverständnis des Sozialrichters entwickelt. Ich habe mich daher an idealen Vorstellungen wie zum Beispiel den notwendigen Fürsorgepflichten den Rechtsschutzsuchenden gegenüber oder der Effektivität des Rechtsschutzes  orientiert und nicht an Vorbildern.

 

Welche drei Eigenschaften sollte eine gute Richterin oder ein guter Richter haben?

Gewissenhaftigkeit – emotionale Stabilität – Empathie

 

Wem empfehlen Sie, den Anwaltsberuf zu ergreifen?

Wer Vertreter der Rechtsordnung sein will, gerne für eine Sache oder Person streitet und rhetorisch begabt ist

 

Welche berufsrechtlichen Vorschriften für die Anwaltschaft halten Sie für notwendig oder aber für überflüssig?

Die in § 43 BRAO festgelegte „Allgemeine Berufspflicht“, nämlich dass der Rechtsanwalt seinen Beruf gewissenhaft auszuüben und sich innerhalb und außerhalb des Berufes der Achtung und des Vertrauens, welche die Stellung des Rechtsanwalts erfordert, würdig zu erweisen hat, halte ich für unerlässlich. Sie garantiert das hohe Ansehen und das Vertrauen nicht nur der Rechtssuchenden, sondern auch der Behörden und der Richterschaft in die Seriosität des Berufsstandes.

 

Wofür fehlt der Anwaltschaft die Zeit?

Wegen der immer weiter fortschreitenden notwendigen Spezialisierung der Mitglieder der Anwaltschaft fehlt ihnen oftmals die Zeit, sich in andere interessante, für sie fremde Rechtsgebiete, wie etwa das Sozialrecht, einzuarbeiten.

 

Was war Ihr Beweggrund,  das Amt der Schlichterin der Rechtsanwaltschaft anzutreten?

Dass ich das, was ich am Richteramt so geschätzt habe, nämlich  Autorität und Unabhängigkeit, nun im Ruhestand im Interesse der Fortentwicklung alternativer Konfliktlösungsmodelle einsetzen kann. Und dass ich mich weiter daran beteiligen kann, den richtigen Schlüssel für eine einvernehmliche Streitbeilegung zu finden.

 

Worum geht es Ihnen bei Ihrer Tätigkeit als Schlichterin der Rechtsanwaltschaft in nächster Zeit?

Hauptsächlich werde ich mich in nächster Zeit bemühen, die Schlichtungsstelle der Rechtsanwaltschaft im Kreis der Verbraucher, aber auch der Rechtsanwälte bekannter zu machen. Ich habe den Eindruck, dass das Schlichtungsangebot der Rechtsanwaltschaft trotz seiner unbestreitbaren Vorzüge – schnell, kostenfrei und qualitativ hochwertig – bei den potenziellen Adressaten zu wenig präsent ist.

 

Wie viel Zeit benötigen Sie für diese Aufgabe?

Aktuell mehrere Tage pro Woche. Wobei das derzeit schwer einzuschätzen ist, da ich neben den Tagen vor Ort – die aufgrund der aktuellen Situation momentan nicht sehr zahlreich sind – auch aus dem Home-Office die Möglichkeit des digitalen Arbeitens nutze.

 

Nutzen Sie soziale Netzwerke?

Nein.

 

Was macht Sie wütend?

Wenn mich jemand für dumm verkaufen will.

 

Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen und mit welchem Titel versehen?

Ich habe viel zu großen Respekt vor der Phantasie und der künstlerischen Qualität von Schriftstellern, als dass ich mir selbst zutrauen könnte, ein Buch zu schreiben.

 

Mit wem würden Sie gerne einen Tag die Rolle tauschen?

Mit einem Redakteur einer überregionalen Tageszeitung.

 

Haben Männer es in ihrem Beruf leichter als Frauen?

Ich behaupte „Ja“, weil es typischerweise immer noch die Frauen sind, die neben dem Beruf die Last der Familienarbeit schultern.

 

Welche Stärken und welche Schwächen haben Sie?

Bei aller Gewissenhaftigkeit und Ausdauer konnte ich in der Vergangenheit nicht durch wissenschaftliche Arbeiten zum juristischen Diskurs beitragen

 

Ihr größter Flop?

Skifahren, sowohl alpin als auch im Tal.

 

Was lesen / hören / schauen Sie morgens als erstes?

Die aktuelle Tageszeitung.

 

Ihr liebstes Hobby?

In Gesellschaft wandern.

 

Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?

Keine.

 

Welcher Rat hat Ihnen auf Ihrem Berufsweg besonders geholfen?

Sag „Ja“ zu einem Amt, wenn es Dir der Verantwortliche zutraut.

Kammerton 12-2020