Rechtsanwalt Prof. Niko Härting antwortet

RA Prof. Niko Härting

Prof. Niko Härting ist Rechtsanwalt in Berlin und Partner der HÄRTING Rechtsanwälte seit 1996. Er befasst sich seit langem intensiv mit Rechtsfragen rund um das Internet – auch als Autor und Dozent. Er ist Lehrbeauftragter an der Freien Universität Berlin und Honorarprofessor an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR Berlin). In drei Gesetzgebungsausschüssen des DAV ist er Mitglied.

Auf der Kammerversammlung am 4. März 2020 in der Urania wird er einen Kurzvortrag halten zu dem Thema: “Der neue § 2 Berufsordnung: Mails, Cloud, Messenger . Was ist eigentlich erlaubt?

 

Warum sind Sie Rechtsanwalt geworden?

Gibt es einen schöneren Beruf?

Ihre Vorbilder in der Anwaltschaft?

Ich hatte das Glück, über die Jahre mit vielen Anwältinnen und Anwälten zusammenzukommen, von denen ich viel lernen konnte. Aus der etwas älteren Generation etwa Jochen Schneider in München, dem „Papst“ des IT-Rechts. Oder Dieter Sellner, mit dem ich gemeinsam vor fast zwanzig Jahren für den Versammlungsstatus der „Love Parade“ gekämpft habe. Oder auch der jüngst verstorbene Ludwig Koch, einst Präsident des DAV – klug, warmherzig und auch im fortgeschrittenen Alter beeindruckend jugendlich.

Welche drei Eigenschaften sollte eine gute Rechtsanwältin oder ein guter Rechtsanwalt haben?

Sie sollten in der Lage sein, zuzuhören und sich in die Mandantin hineinzuversetzen. Und sie sollten einen klaren Blick für das Wesentliche eines Falls haben.

Wem empfehlen Sie, den Anwaltsberuf zu ergreifen?

Ich mag meinen Beruf. Daher kann ich nur jedem und jeder diesen Beruf empfehlen.

Welche berufsrechtlichen Vorschriften für die Anwaltschaft halten Sie für notwendig oder aber für überflüssig?

Seit 1987 wurde das damalige „Standesrecht“ nach und nach liberalisiert, alte Zöpfe wie das Werbeverbot wurden abgeschnitten. Derzeit befinden wir uns in einer Phase der Rückbesinnung: Was unterscheidet uns Anwälte als „Organe der Rechtspflege“ eigentlich von x-beliebigen Dienstleistern? Orientieren wir uns lieber an Umsatz, Gewinn und JUVE oder an dem Wohl unserer Mandantinnen, denen wir den Zugang zum Recht ermöglichen?

Worum geht es Ihnen bei Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in nächster Zeit?

Ich bin Mitglied in drei Gesetzgebungsausschüssen des DAV: Informationsrecht, Berufsrecht, Anwaltsethik. Da geht die Arbeit nicht aus.

Was war Ihr Beweggrund für dieses Ehrenamt?

Ich wurde gefragt und mochte nicht „Nein“ sagen.

Wieviel Zeit benötigen Sie für diese Aufgabe?

Nicht wenig. 2 oder 3 Sitzungen pro Ausschuss, der Anwaltstag, ein jährliches Treffen in Brüssel und nebenbei Stellungnahmen, Diskussionen, Presseanfragen.

Wofür fehlt der Anwaltschaft die Zeit?

Zeit fehlt der Anwaltschaft nicht. Gelegentlich fehlt jedoch die Gelassenheit – z.B. beim Umgang mit dem derzeitigen „Legal Tech“-Hype, der die Anwaltswelt viel weniger verändert, als viele befürchten.

Nutzen Sie soziale Netzwerke?

Ja. Intensiv seit 15 Jahren.

Was macht Sie wütend?

Wut, Empörung, Schaum vor dem Mund und Shitstorms überlasse ich gerne anderen.

Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen und mit welchem Titel versehen?

Als nächstes steht das „Internetrecht“ an. 7. Auflage, ein Projekt, das mich seit mehr als 20 Jahren begleitet.

Welche Veränderungen im Berufsalltag schätzen Sie besonders?

Digitalisierung, Digitalisierung, Digitalisierung. Wir arbeiten papierlos und versuchen, stets auf der Höhe der Zeit zu bleiben.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag die Rolle tauschen?

Warum sollte ich tauschen?

Haben Männer es in ihrem Beruf leichter als Frauen?

Das IT-Recht ist immer noch eine Männerwelt, in der es Frauen nicht immer leicht haben.

Welche Stärken und welche Schwächen haben Sie?

Das sollen andere beurteilen.

Ihr größter Flop?

Oh, da gab es viele. Wer gerne einmal experimentiert, fällt des Öfteren auch heftig auf die Nase.

Was lesen / hören / schauen Sie morgens als erstes?

Deutschlandfunk Kultur, FAZ oder auch Twitter und Instagram. Ganz nach Laune.

Ihr liebstes Hobby?

Ich gehe gerne und viel ins Theater.

Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?

Je ne regrette rien.

Welcher Rat hat Ihnen auf Ihrem Berufsweg besonders geholfen?

Als junger Anwalt war mir der Rat älterer Kollegen immer wichtig und hilfreich, auch wenn ich nicht jedem Rat gefolgt bin.

Kammerton 12-2019