Über den Weg zur Notarstelle
Veranstaltung der RAK Berlin und der Notarkammer Berlin am 1. Februar 2024 über das Notariat
Rechtsanwalt und Notar Dr. Tobias Quilisch zeigte sich sehr zufrieden, dass er Notar wurde – auch wenn der Weg dorthin nicht vorgezeichnet war. Er habe zunächst als Rechtsanwalt kaum Berührungspunkte zum Notariat gehabt und die notarielle Fachprüfung, vor allem den mündlichen Teil, als nervig empfunden. Aber heute sei die notarielle Tätigkeit so abwechslungsreich – für ihn nicht nur wirtschaftlich „der beste Beruf, den ich je hatte“.
Dr. Quilisch berichtete als letzter Referent bei der Informationsveranstaltung mit dem Titel „Warum Notarin oder Notar werden? Chancen – Aufwand – Perspektive“, die die Notarkammer Berlin und die Rechtsanwaltskammer Berlin Anfang Februar 2024 für interessierte Rechtanwältinnen und Rechtsanwälten anboten.
Die Begeisterung über die Notarstätigkeit teilten auch die Referentinnen und Referenten, die vor knapp 30 Zuhörerinnen und Zuhörer sprachen. Zu Beginn hatte Alexander Kollmorgen, Präsident der Notarkammer Berlin, angeführt, dass es sehr zufriedenstellend sei, den Mandantinnen und Mandanten in essentiellen Fragen helfen zu können.
Den langen Weg bis zur Zulassung als Notarin oder als Notar beschrieben Carsten Wolke, Leiter des Prüfungsamts für die notarielle Fachprüfung bei der Bundesnotarkammer, und Rechtsanwältin und Notarin Dr. Sabine Engelhardt, Vorstandsmitglied der Notarkammer Berlin. Wolke schilderte die Voraussetzungen und den Ablauf der notariellen Fachprüfung, die 2010 eingeführt wurde, um den Zugang zum Notariat transparent und fair zu regeln. Er zeigte, wie stark der Frauenanteil bei den Prüfungen seit 2010 gestiegen sei und dass die E-Klausur jetzt schon zum dritten Mal angeboten werde. Die Durchfallquote sei zuletzt auf unter 10% der Prüfungsteilnehmer gesunken.
Dr. Engelhardt beschrieb das Bewerbungsverfahren um die Notarstellen in Berlin, in dem ratsam sei, genaue und vor allem vollständige Angaben zu machen. Die Note der notariellen Fachprüfung spiele inzwischen eine größere Rolle, da es beim augenblicklichen Überhang an Bewerbungen verstärkt auf die Gesamtnote ankomme, die sich zu 40% aus der Note des Zweiten Staatsexamens und zu 60% aus der Note der notariellen Fachprüfung zusammensetze. Der Überhang entstehe, weil zur Zeit nur alle zwei Jahre 30 Altersstrukturstellen vergeben würden, Bedarfsstellen aber – auch wegen einer strengeren Zählung des Urkundenaufkommens – nicht anfielen. Allerdings könne der Bedarf in Zukunft auch wieder steigen.
Schwungvoll und fachkundig moderiert wurde die Veranstaltung von Rechtsanwalt und Notar Dr. Michael Steiner, Vorstandsmitglied der RAK Berlin.
Aus dem Publikum kam die Frage, warum das Zulassungsverfahren so lange dauere. RAuN Kollmorgen verwies darauf, dass das Kammergericht personell nicht ausreichend ausgestattet sei für die Notarzulassungen, sich aber daran kaum etwas ändern werde.
Außerdem fragten die Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, welcher Raum für ihre bisherige anwaltliche Arbeit bleibe, wenn sie tatsächlich als Notarinnen oder Notare arbeiten würden. Das Notariat stehe bei ihrer Arbeit im Mittelpunkt, beschrieb RAinN Dr. Engelhardt ihre regelmäßige Arbeit. Allerdings habe sie jetzt, da sie aufgrund der Immobilienkrise weniger Aufträge als Notarin erhalte, wieder mehr Zeit für die anwaltliche Tätigkeit.