RA René Lau, erster Berliner Fachanwalt für Sportrecht, antwortet

Rechtsanwalt René Lau

Rechtsanwalt René Lau ist in Berlin geboren und erhielt im Januar 1994 die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft. Zunächst war er als angestellter Rechtsanwalt tätig und gründete zum 01.10.1997 die Rechtsanwaltskanzlei René Lau & Carsten Meyer. Im September 2010 war er Mitgründer der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte. Er vertritt viele Fußballfans, seit kurzem als Fachanwalt für Sportrecht. Im September 2021 erhielt er als erster Rechtsanwalt in Berlin den Fachanwaltstitel für Sportrecht.

 

Warum sind Sie Rechtsanwalt geworden?

Während des Referendariats war schnell klar, dass für mich nur die Tätigkeit als Rechtsanwalt in Frage kommt. Die Arbeit im freien Beruf und die Unabhängigkeit haben mich mit all ihren Vor- und Nachteilen sofort begeistert.

 

Ihre Vorbilder in der Anwaltschaft?

Berufliche Vorbilder hatte ich eigentlich nie. Mich haben als jungen Rechtsanwalt aber immer ältere Kollegen beeindruckt, die mich nie von oben herab behandelt und mir auch mit Augenzwinkern auf dem Gerichtsflur so manchen Tipp gegeben haben, auch wenn sie auf der Gegenseite waren. Solch kollegiales Verhalten hat mich bis heute nach fast 28 Jahren als Anwalt geprägt.

 

Welche drei Eigenschaften sollte eine gute Rechtsanwältin oder ein guter Rechtsanwalt haben?

Empathie, Zuverlässigkeit und die Gabe, zuhören zu können und sich selbst mal zurückzunehmen.

 

Wem empfehlen Sie, den Anwaltsberuf zu ergreifen?

Wer in einem freien Beruf unabhängig arbeiten will und bereit ist, in jeder Situation für den Mandanten oder die eigenen Mitarbeiter Verantwortung zu übernehmen.

 

Welche berufsrechtlichen Vorschriften für die Anwaltschaft halten Sie für notwendig oder aber für überflüssig?

Die Verschwiegenheitspflicht ist für mich als Anwalt das höchste Gut meiner Tätigkeit. Diese darf nie verhandelbar sein. Gelegentliche Versuche der Politik oder von Ermittlungsbehörden, die Verschwiegenheitspflicht einzuschränken, müssen mit aller Konsequenz abgewehrt werden. Der Mandant muss sich immer und überall sicher sein, dass das vertrauliche Wort zählt.

 

Worum geht es Ihnen bei Ihrer Tätigkeit als Fachanwalt für Sportrecht in nächster Zeit?

Wie sonst auch ist das die bestmögliche Vertretung und Beratung des Sportlers oder des Sportvereins. Da ich selbst aus dem Sport komme und auch noch mit 56 Jahren begeisterter Radsportler und Triathlet bin, muss man mir auch in den meisten Situationen nicht alles bis ins Kleinste erklären. Auch weil ich seit über 40 Jahren Mitglied in einem Sportverein bin, in den ich mich als Anwalt stets einbringe. Dabei ist mir die Betreuung von Sportlern und Vereinen aus dem Breitensport eine besondere Herzensangelegenheit.

 

Was war Ihr Beweggrund für diese Fachanwaltschaft?

Die Arbeitsgemeinschaft Sportrecht im Deutschen Anwaltsverein hat vor kurzem ihr 20jähriges Jubiläum gefeiert. Seinerzeit habe ich die AG mitgegründet und war dann auch lange Zeit deren Kassenprüfer. Viele Jahre sah es nicht danach aus, dass es diesen Fachanwaltstitel überhaupt geben wird und so war für mich eigentlich klar, dass es bei den beiden Fachanwaltstiteln für Bau- und Architektenrecht 2007 und für Strafrecht im Jahr 2011 verbleiben wird. Im Innersten habe ich mir aber immer gesagt: Sollte es irgendwann den Fachanwalt für Sportrecht geben, bin ich beim ersten Fachanwaltskurs dabei. Und so habe ich den Kurs dann im Herbst 2019 erfolgreich absolviert und die Unterlagen für die Verleihung im Dezember 2020 bei der Rechtsanwaltskammer Berlin eingereicht. Und mich macht es schon ein wenig stolz, der erste Fachanwalt für Sportrecht zu sein, dem die Berliner Rechtsanwaltskammer diesen Titel im September 2021 verliehen hat.

 

Wofür fehlt der Anwaltschaft die Zeit?

Der kollegiale Austausch kommt leider viel zu kurz. Auch für die notwendige Fortbildung fehlt zunehmend die Zeit.

 

Nutzen Sie soziale Netzwerke?

Ja, selbstverständlich. Ohne Social Media in der heutigen Zeit wird es für jeden Kollegen früher oder später schwer. Und so findet man mich bei Twitter, Instagram, LinkedIn oder Xing. Über Telegram betreibe ich den Kanal „Beim Fananwalt“, wo ich über Bürgerrechte und auch Fanrechte informiere.

 

Was macht Sie wütend?

Unzuverlässigkeit, Arroganz und Ungleichbehandlung.

 

Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen und mit welchem Titel versehen?

Da gibt es für mich als Thema und Titel nur eins, die Losung der Französischen Revolution: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“.

 

Welche Veränderungen im Berufsalltag schätzen Sie besonders?

Die zunehmende Digitalisierung, die die Unabhängigkeit vom Büro in der Tätigkeit einfacher, aber auch stressiger macht.

 

Mit wem würden Sie gerne einen Tag die Rolle tauschen?

Ich wäre gern für einen Tag Regierender Bürgermeister meiner Geburts- und Heimatstadt Berlin, die ich über alles liebe. Es gäbe an diesem Tag bei mir genau eine Amtshandlung: Die sofortige Sanierung und Digitalisierung aller Schulen sowie die Sanierung aller Sportstätten und Schwimmhallen. Koste es, was es wolle.

 

Haben Männer es in ihrem Beruf leichter als Frauen?

Die altgediegenen Geschlechterrollen sind auch in unserem Beruf leider immer noch sehr ausgeprägt. Aber es ist sehr viel in Bewegung. Und das ist auch gut so. Über Veränderungen dürfen wir aber nicht nur reden oder meinen, mit Quoten sei alles in Ordnung. Einfach machen und sich selbst hinterfragen, bringt mehr.

 

Welche Stärken und welche Schwächen haben Sie?

Auch wenn dies besser meine Familie oder Freunde einschätzen sollten, meine ich, dass Zuverlässigkeit eine meiner Stärken ist. Und die größte Schwäche ist wohl meine ewige Ungeduld.

 

Ihr größter Flop?

Der untaugliche Versuch in jungen Jahren, als Torwart Profifußballer zu werden.

 

Was lesen / hören / schauen Sie morgens als erstes?

Als erstes geht das Radio an, das auch noch im Auto auf dem Weg ins Büro läuft.

 

Ihr liebstes Hobby?

Natürlich ist das der Sport. Sowohl in passiver Form beim Besuch im Stadion, aber auch in aktiver Form. Ich liebe es, stundenlang auf dem Rennrad zu sitzen und viele Kilometer abzuspulen. Insbesondere für den Kopf ist dies immens wichtig.

 

Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?

Auch wenn die ersten beiden Jahre als angestellter Rechtsanwalt sehr lehrreich waren, würde ich wohl in der heutigen Zeit sofort mit eigenem Büro in die Selbständigkeit starten.

 

Welcher Rat hat Ihnen auf Ihrem Berufsweg besonders geholfen?

Jammern hilft nicht. In der täglichen Arbeit auch die Devise: Einfach machen und nicht viel reden, auch wenn mal was schiefgeht.

Kammerton 01/02-2022