Mein Name wird Ihnen geläufig sein. Auch wenn wir uns womöglich noch nicht persönlich begegnet sind. Oder unser letztes Zusammentreffen liegt schon einige Jahre zurück und Sie können sich kaum noch an mich erinnern. Beides ist meines Erachtens gleichermaßen bedauerlich.
Sie und ich sind doch eigentlich für einander bestimmt. Jene Angelegenheiten, die für die Rechtsanwaltschaft unserer Stadt von allgemeiner Bedeutung sind, miteinander zu erörtern; ficht Sie das denn gar nicht mehr an? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das gar nicht interessiert. Aber es muss doch einen Grund haben, wenn Sie mich gar nicht beachten. Und ich will Ihnen deshalb gar keine Vorwürfe machen. Glauben Sie mir, nichts liegt mir ferner, als Ihnen vorzuwerfen, dass Sie zu mir auf Distanz gehen.
Ich hatte in den letzten Jahren viel Zeit, darüber nachzudenken, woran es liegen könnte, dass Sie mir nicht die Aufmerksamkeit schenken, auf die ich – ja, lassen Sie mich das in der Deutlichkeit sagen – angewiesen bin. Und ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass es auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage in aller erster Linie um mich selbst geht. Es hilft ja nichts, lange um den heißen Brei herumzureden. Es geht um die Frage, ob ich für Sie attraktiv genug bin, oder es zumindest werden kann.
Wir brauchen uns da gegenseitig gar nicht erst etwas vorzumachen. Sie kennen Ihre Einstellung zu mir selbst am besten. Aber ich will, dass sich das ändert. Und deshalb bin ich bereit, mich selbst zu ändern. Mir ist bewusst, dass ich Ihnen dazu in Zukunft vielleicht mehr bieten muss als Tätigkeitsberichte, Haushaltspläne, Debatten und Abstimmungen. Obwohl ich eigentlich finde, dass gerade die Debatten in Berlin immer sehr kontrovers und lebendig und viele Themen sehr wichtig sind. Und auch das Kammerfest im Anschluss war immer gut besucht, laut und lustig.
Mir ist aber völlig klar: Ich könnte so viel mehr sein. Ich könnte DIE Zusammenkunft der Berliner Rechtsanwaltschaft sein, die Gelegenheit zur Begegnung und zum Austausch über die Rechtsanwaltschaft bewegende Themen bietet. Bei der en passant Fortbildung stattfinden kann. Die Informationsaustausch und kollegiale Unterstützung in unterschiedlichen Formaten wie workshop, Barcamp und Informationsbörse ermöglicht. Die Räume und Gelegenheiten für aktives Netzwerken sowohl mit Berufskollegen als auch mit Vertretern fachfremder Professionen bereithält. Und so vieles mehr.
Was braucht es für eine Erneuerung? Nun, das ist so schwer nicht: Ihre Ideen und Anregungen sind gefragt. Und Ihr Interesse daran, dass ich mich verändere; für Sie attraktiver werde. Darüber, wie das aussehen könnte, könnten wir uns ja erst einmal ganz vertraulich und unter uns austauschen. Eigens dafür habe ich mir einen eMail-Account eingerichtet. Schreiben Sie mir doch am besten jetzt gleich mal, was Sie davon halten, unsere Beziehung etwas zu beleben. Was müsste sich ändern, damit ich Sie am 4. März 2020 sehen darf?
Der Neuanfang beginnt hier und jetzt
Viele Grüße
Ihre Kammerversammlung
Text von Präsidiumsmitglied Michael Rudnicki