Der Präsident der Notarkammer Berlin beantwortet den Fragebogen

Rechtsanwalt und Notar Alexander Kollmorgen, Foto: K&L Gates

Rechtsanwalt Alexander Kollmorgen ist Partner und Notar im Berliner Büro von K&L Gates. Er berät deutsche und internationale Unternehmen im Gesellschafts- und Immobilienrecht. In seiner Funktion als Notar befasst er sich hauptsächlich mit gesellschafts- und immobilienrechtlichen Angelegenheiten, einschließlich der Beurkundung von Hauptversammlungen. Seit 2013 ist er im Vorstand und seit 2017 Präsident der Notarkammer Berlin.

 

Warum sind Sie Rechtsanwalt geworden?
Weil mich die Aussicht, Mandanten beim Auf- und Ausbau ihres Geschäfts zu unterstützen und dabei viele unterschiedliche Menschen und Geschäftsideen kennenzulernen, fasziniert hat – und übrigens immer noch fasziniert!

 

Ihre Vorbilder in der Anwaltschaft? Karlheinz Quack und Dr. Wolfgang Rosener, in deren Sozietät ich als Rechtsanwalt anfangen durfte und in der Folge fünfundzwanzig Jahre lang tätig war. Ich hatte das Privileg, mit beiden eng zusammenzuarbeiten und beide haben mich als Rechtsanwalt und Notar geprägt.

 

Welche drei Eigenschaften sollte eine gute Rechtsanwältin oder ein guter Rechtsanwalt haben?
Da gibt es sicherlich viele verschiedene nützliche Eigenschaften, da ja auch der Beruf in unterschiedlichster Weise ausgeübt wird. Anwalt ist nicht gleich Anwalt! Aber beispielsweise Empathie und eine schnelle Auffassungsgabe schaden sicherlich niemandem, der als Anwalt arbeitet.

 

Wem empfehlen Sie, den Anwaltsberuf zu ergreifen?
Kommt ganz darauf an, wie wir Anwälte so gerne sagen. Für Leute, die sich gerne den Kopf über kniffelige Fragen zerbrechen, ist dieser Beruf schon mal sehr gut geeignet.

 

Welche berufsrechtlichen Vorschriften für die Anwaltschaft halten Sie für notwendig oder aber für überflüssig?
Die anwaltliche Verschwiegenheit ist ein hohes Gut, das die Anwaltschaft stets verteidigen sollte.

 

Worum geht es Ihnen bei Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in nächster Zeit?
Im Vordergrund steht derzeit das elektronische Urkundenverzeichnis, das 2022 den nächsten Schritt der Notare in die Digitalisierung darstellt.

 

Was war Ihr Beweggrund für dieses Ehrenamt?
Zum einen haben schon Karlheinz Quack und Dr. Wolfgang Rosener lange Jahre Vorstandsämter in der Rechtsanwaltskammer und der Notarkammer ausgeübt. Insoweit sehe ich mich ein wenig in der von ihnen immer gelebten Tradition des Ehrenamtes. Zum anderen habe ich in den vielen Jahren meiner Tätigkeit als Notar sehr viel Erfahrung sammeln können. Ich halte es für sinnvoll, diese Erfahrung in die Vorstandstätigkeit einzubringen und so vielleicht und hoffentlich das Leben anderer Berliner Notare zu vereinfachen.

 

Wieviel Zeit benötigen Sie für diese Aufgabe?
Das ist ganz unterschiedlich und variiert. Einige Tage kommen da im Monat meist zusammen.

 

Wofür fehlt der Anwaltschaft die Zeit?
Das kann ich so generell natürlich nicht sagen, da ich ja nur für mich sprechen kann. Mir fehlt manchmal für meine Familie und mich selbst ein wenig die Zeit!

 

Nutzen Sie soziale Netzwerke?
Nur in analoger Form.

 

Was macht Sie wütend?
Wer mich kennt, weiß, dass ich kein cholerischer Mensch bin. Daher kann ich hier nicht aus Erfahrung sprechen. Und überhaupt: Notare sollten nicht wütend werden, sondern stets die Ruhe bewahren.

 

Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen und mit welchem Titel versehen?
Ich habe in meinem Berufsalltag so viel mit Büchern und Buchstaben zu tun, dass ich mich in meiner Freizeit eher nicht als Buchautor sehe.

 

Welche Veränderungen im Berufsalltag schätzen Sie besonders?
Die jederzeitige digitale Verfügbarkeit von juristischen Inhalten sowie die Möglichkeit, sich von überall in der Welt mit dem eigenen Büro vernetzen zu können. Auf der anderen Seite hat das natürlich auch zu einer erheblichen Beschleunigung der Abläufe geführt, die es einem manchmal kaum noch erlaubt, über die Dinge in angemessenem Umfang nachzudenken.

 

Mit wem würden Sie gerne einen Tag die Rolle tauschen?
Aus aktuellem Anlass mit Shane Lowry. Allerdings hätten meine Fähigkeiten sicher dazu geführt, dass er die Open nicht gewinnt.

 

Haben Männer es in ihrem Beruf leichter als Frauen?
Leider nach wie vor ja.

 

Welche Stärken und welche Schwächen haben Sie?
Verrate ich doch hier nicht!

 

Ihr größter Flop?
Glücklicherweise kann ich hierzu keine Aussage machen.

 

Was lesen / hören / schauen Sie morgens als erstes?
Spiegel Online und rbb Info Radio, damit weiß ich, was in der Welt und in Berlin aktuell vor sich geht.

 

Ihr liebstes Hobby?
Familie (genau genommen kein Hobby, sondern zentraler Lebensmittelpunkt) und Sport (insbesondere Tennis, Golf, Laufen).

 

Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?
Keine.

 

Welcher Rat hat Ihnen auf Ihrem Berufsweg besonders geholfen?
Der Besuch einer amerikanischen Schule in Berlin hat mich schon früh mit der Denkweise der Amerikaner vertraut gemacht. Nach wie vor hilfreich auch im Berufsleben und daher prägend finde ich die Aufforderung „Keep going“. Sie beinhaltet sehr viel: Mut, auch nach Niederlagen weiterzumachen und die Gelassenheit, nichts allzu schwer zu nehmen.

Kammerton 08-2019